Was will ich als Upcycling-Designerin und SEKUNDÄR-SCHiCKse bewirken?
Irgendwie habe ich es immer noch nicht geschafft, meinem Blog neues Leben einzuhauchen (ich hatte ja etwa 350 Blogartikel, die mir bei der Neu-Gestaltung der Webseite abhanden gekommen sind).
Und so nahm ich in der vergangenen Woche an der Blog-Challenge von und mit Judith Peters teil. Aber als sie das Thema Blogge Deine Bestimmung verkündete dachte ich echt: Da bin ich raus. Mit so nem Eso-Kram kann ich nichts anfangen.
Doch bei genauer Betrachtung ist das ein sehr tiefgründiges Thema: Geht es vielmehr darum, mein WARUM zu definieren! Warum ich mache, was ich mache. Was ist mein Antrieb, mein Hintergrund, mein Vorhaben, mein Wunsch? Was möchte ich bewirken? Was möchte ich hinterlassen?
Es geht also nicht um die eine vom Universum vorgegebene Bestimmung als sogenannte „Auserwählte“. Vielmehr möchte ich hier meine Hintergründe aufzeigen, warum ich zur Upcycling-Expertin geworden bin und was das für Dich bedeuten kann.
Warum habe ich der Modeindustrie den Rücken gekehrt? Warum gibts bei mir keine Fashion-Kollektion, sondern ausschließlich Upcycling-Workshops?
Meine verlorene und neu gefundene Bestimmung
Als Kind war ich oft mit meinem Vater in der Oper. Meine Eltern hatten ein Theater-Abo – doch meine Mutti musste oft abends noch arbeiten, und so bin ich „eingesprungen“. Das Theater war ein sogenanntes Mehrspartentheater. Die Opern haben mir immer am besten gefallen. Ich habe mir vorgestellt, wie es wäre, dort auf der Bühne zu stehen und die „Königin der Nacht“ zu singen.
Leider hat´s stimmlich nicht gereicht: ich kann halt einfach nicht so hoch singen, wie es bei der „Königin der Nacht“ nötig wäre 😉
Aber meine Liebe zur Oper war/ ist in gewissem Maße auch den Kostümen geschuldet. Also wenn ich nicht auf der Bühne singe, so will ich doch wenigstens dafür sorgen, dass die singende Person top gestylt ist! Nun ja, meine Anfänge auf den Brettern der Welt waren ernüchternd. Also beschritt ich meinen Weg in der Modeindustrie. Doch auch dort war nicht alles so glänzend wie es scheint: ich musste mit ansehen, wie meine Arbeit zu noch mehr Müll und Ausbeutung beitrug.
Das war genau das Gegenteil von meiner Vorstellung, durch meine Arbeit die Welt zu einem schöneren Ort zu gestalten.
Ich hatte selbst gesehen, wie viel Leid und Müll durch die Produktion unserer Mode verursacht wird. Ich habe sogar dazu beigetragen, denn ich war ja Teil dieser Maschinerie.
Also musste ich da raus!
Doch was sollte ich anderes machen? Ich konnte ja nichts außer „Mode“. Ich hatte 3 Jahre Ausbildung, 5 Jahre Studium und 10 Jahre Tätigkeit in der Branche hinter mir. Sollte das alles umsonst gewesen sein?
Da kam mir die Idee. Warum nicht das, was ich als Kind der DDR schon immer gemacht hatte (wir hatten ja nüschte!), Anderen zeigen: Nämlich aus Schei*e Bonbons zu machen?!
Wir alle haben wirklich volle Kleiderschränke und müssten nicht ständig Neues kaufen. Und dennoch wird gekauft, als hinge unser Leben davon ab. Eine Studie sagt, wir Deutschen kaufen im Durchschnitt 60 Kleidungsstücke im Jahr (ohne Socken und Wäsche). Es wird uns ja wirklich leicht gemacht: Ständig sehen wir neue tolle Sachen. Und das ist alles so preiswert! Den wahren Preis für unsere Mode zahlen die Menschen, die sie für uns produzieren – das weiß ich nun.
Dieses Wissen möchte ich mit Anderen teilen!
Ich möchte zu mehr Wertschätzung für unsere Kleidung/ Textilien beitragen. Ich möchte dazu ermächtigen, sich selbst kreativ mit Mode zu beschäftigen, Mode länger zu tragen …
… für mehr Wertschätzung unserer Mode/ Kleidung/ Textilien!
Kleidung wird von Menschen genäht – das sind keine Computer! Viele Rohstoffe, Ressourcen, Zeit stecken in jedem einzelnen Teil. Viele Menschen arbeiten an einem Kleidungsstück: vom Baumwollbauern, über die Weberei, Färberei, Näherei bis hin zum Verkauf hier bei uns in Deutschland. Da gibts viele elende Arbeitsbedingungen bis hin zu Sklaverei.
Allein das Nähen von Kleidung setzt sich aus zahlreichen Arbeitsschritten zusammen – wer schon mal selbst genäht hat, weiß, wie lange es dauern kann, bis ein Kleidungsstück fertig genäht ist.
Das ist aber alles so schön weit weg, und wir bekommen kaum etwas davon mit. Doch wenn Du für eine Tasse Kaffee mehr bezahlst, als für ein T-Shirt, sollte jeder*m klar sein, dass da etwas faul ist.
… für längere Nutzung unserer Kleidung
Damit wir unsere Kleidungs möglichst lange tragen/ nutzen können, müssen wir diese gut pflegen. Das heißt, sorgsam waschen, nicht zu oft waschen (oft reicht auch das Lüften über Nacht auf dem Balkon), die Pflegehinweise beachten.
Kleiderpflege bedeutet aber auch Reparieren: Knöpfe annähen, Löcher stopfen, geplatzte Nähte wieder schließen.
Zu langweilig erscheinende Kleidung kann mit Details (wie z.B. Knöpfen, Bändern, Apllikationen, Aufdrucken ..) verschönert und individualisiert werden. Aber auch mit einer Brosche kann aus einem Basic-Teil das ultimative Lieblingsstück entstehen, dass Dich noch lange Zeit begleiten darf.
… für mehr Handarbeit
Wir arbeiten fast alle am Schreibtisch, meist sogar am Computer. Das ist oft wenig kreativ und mit wenig Bewegung verbunden. Dabei entsteht nichts, was Du nachher in Deinen Händen halten kannst.
Dabei ist erweisen, dass die Arbeit mit den eigenen Händen glücklich macht. Wie stolz wirst Du sein, wenn Du bei einem tollen Teil verkündest: „Das habe ich selbst gemacht!“
Handarbeit ist gesellig, kommunikativ und regt unser Gehirn an. Handarbeit kann sogar Alterungsprozessen und Demenz entgegen wirken (wird ja nicht umsonst oft in der Therapie eingesetzt).
… möchte Dich ermächtigen, Dich kreativ mit Deiner Kleidung auseinander zu setzen
Frei nach Joseph Beuys: jeder Mensch ist ein Künstler! Jede*r ist kreativ! Du musst es nur zulassen.
In meinem Online Design-Crash-Kurs gebe ich Dir die Grundlagen für Dein eigenes Upcycling-Design an die Hand. Damit und mit ein bisschen Übung kannst Du bald Deine ganz eigenen Kreationen erstellen und umsetzen. Dann bist Du unabhängig von der Modeindustrie ud musst auch nicht mehr nach vorgefertigten Anleitungen suchen.
Denn was ist schöner als nach Anleitung gestaltete Mode? Richtig: komplett selbst gestaltete Mode! Sei Deine eigene Mode-Designerin.
… für mehr Nachhaltigkeit, die sich auch in andere Lebensbereiche erstreckt
Upcycling ist mehr als nur ein Trend. Upcycling ist Lifestyle.
Glaub mir: Es ist wie eine Sucht. Aber positiv! Upcycling wird Dein Leben verändern. Sobald Du mit Upcycling anfängst, wird sich dies auf weitere Bereiche Deines Lebens ausweiten. Bald wirst Du kaum noch ein Ding sehen, ohne zu überlegen, was Du noch Schönes daraus gestalten kannst!
Und so trägst Du zu mehr Nachhaltigkeit bei. Du wirst automatisch weniger kaufen und vielen Dingen ein zweites Leben schenken.
Dass damit Deine Kreativität immer weiter wächst, muss ich glaube nicht betonen!
Was möchte ich hinterlassen/ Was ist mein Vermächtnis?
Wenn ich einen kleinen Samen säen konnte, um über die Herkunft unserer Mode nachzudenken, bin ich froh. Das ist meine Motivation, immer wieder in Schulen aktiv zu sein und zum Selber-Machen anzuregen.
Wenn irgendwann niemand mehr sagen wird, er/sie hätte nichts von den Bedingungen in der Modeindustrie gewusst, sind wir einen großen Schritt voran gekommen.
Und wenn beim Thema Upcycling an die SEKUNDÄR-SCHiCKse Sigrid und den Spaß beim Umgestalten von aussortierten Kleidungsstücken gedacht wird, habe ich wohl Vieles richtig gemacht!
Wenn ich Dich ein wenig nachdenklich machen konnte oder Du sogar direkt ins Upcyceln gekommen bist, schreibs als Kommentar: Welche Frage kann ich Dir beantworten? Was hast Du schon ge-up-cycelt? Wo könntest Du noch Unterstützung gebrauchen? Was ist Dir noch unklar? Oder teile mir einfach Deine Gedanken und Erfahrungen mit! Vielen Dank!
Hallole,
Weg von der Wegwerfgesellschaft, hin zur Upcyclingbewegung. Das ist mein Motto und Motivationsmotor. Wir müssen nur lernen, hinzusehen und uns kreativ austoben. Das ist ja das Praktische bei Upcyclingmaterialien, oder? Wenns gar nichts wird, dann kann es weg
Ich wünsch dir viel Freude an deinen Stoffkreationen
Liebe Grüße
Maren
Dankeschön! Hihi, genau so ist es. Ja, lass uns gemeinsam die Welt revolutionieren! ????
Sehr gute Gedanken! Weg vom Wegwerfen!
Vielen Dank. Ich freue mich, wenn ich zum Nachdenken anregen kann. ????
Sehr interessanter und unterhaltsamer Artikel! Supa!
Allerliebsten Dank, beste Helene!
Bravo! Genau das braucht die Welt. Mach‘ und verbessere die Welt mit Deinen Ideen. Denen hoffentlich viele folgen
Oh, vielen herzlichen Dank, liebe Christine! Und ja: ich mache immer weiter. ????